Ich habe viel über die amerikanische Kultur gelernt und bringe dies mit nach Deutschland
Von Max Jacobs (Programm Forschung und Lehre)
Allgemein hat sich mein Aufenthalt an der Harvard University wissenschaftlich und persönlich sehr gelohnt. Ich konnte sowohl die von mir geplanten Forschungsschritte verwirklichen als auch an Vorlesungen, Konferenzen und Seminaren vollumfänglich teilnehmen. Von August bis September hat sich mein Hauptaugenmerk auf die Einarbeitung in die Grundlagen der Verhaltensökonomie und der politischen Kommunikation gerichtet. Hierzu haben die reichlich ausgestatteten Bibliotheken auf dem ganzen Campus einen idealen Rahmen gegeben. Auch konnte ich an interessanten Vorlesungen an der Harvard Kennedy School, der Law School als auch an der Faculty of Arts and Sciences teilnehmen. Das Weatherhead Scholars Program hat hierbei die Besonderheit, dass es wöchentliche Seminare gibt, in denen Fellows des Centers ihre Projekte vorstellen und zur Diskussion stellen können. Dies hat mir einen tieferen Einblick in die angewandten Forschungsmethoden anderer Projekte, besonders in den Sozialwissenschaften gegeben. Von Oktober bis Dezember habe ich mich im Besonderen mit der Anwendung der zuvor gewonnenen verhaltensökonomischen Aspekte auf das Thema „Natural Capital“ auseinandergesetzt. Hierzu gab es auch regelmäßigen Kontakt mit Professor Linda Bilmes von der Harvard Kennedy School. Professor Bilmes forscht über die Quantifizierung von normalerweise nicht in das Bruttoinlandsprodukt integrierten Kosten, wie etwa die Folgekosten von Kriegen oder auch die Bepreisung von Umweltressourcen. Sie war somit für mich eine ideale Ansprechpartnerin, die ich glücklicherweise auf eigene Initiative an der Universität finden konnte. Auch hat sie mich als Berater in ein Team von Studierenden und Wissenschaftler:innen integriert, das eine Beratung des U.S. State Department zu Natural Capital Accounting aufbereiten soll.
In meiner individuellen Forschung habe ich sodann die verschiedenen Ansätze der Vereinten Nationen und der Weltbank zum Thema Natural Capital Accounting untersucht und zusammengefasst. Die besondere Herausforderung lag hierbei darin, die bereits bestehenden verhaltensökonomischen Aspekte zu finden und zu beschreiben und über potentielle Verbesserungen nachzudenken. Dies mündete in ein etwa 10-seitiges Research Memo.
Einer der Hauptaspekte des Memos war, dass die sogenannte „Depletion“ von Natural Resources in den Accounting-Ansätzen verhaltensökonomische Effekte in Bezug auf das Konzept der „Loss Aversion“ haben kann. Hierbei hat mir wiederum Professor Dustin Tingley von der Harvard Faculty of Arts and Sciences regelmäßige und sehr wertvolle Rückmeldung geben können, vor allem in Bezug auf die Strukturierung des Textes. Allgemein kann man sagen, dass alle von mir angesprochenen Professoren stets extrem hilfsbereit und offen mir und meinem Projekt gegenüber waren. Ich habe dies als sehr professionell und förderlich empfunden.
Neben meinem eigenen Projekt habe ich mich auch an der Organisation der 2021 German American Conference at Harvard beteiligen können. Hierfür habe ich eine Panel-Diskussion zum Thema „The Future of the Green Market Economy“ organisiert mit: Professor Linda Bilmes, Dr. Danyal Bayaz, Finanzminister des Landes Baden-Württemberg, U.N. Assistant Secretary-General Eliot Harris (Economic Development) und Thinktank-Gründerin Philippa Sigl-Glöckner. Die Panel-Diskussion war ein großer Erfolg und hat mir viele Kontakte vor allem zu deutschen Studierenden und Forscher:innen in Harvard eröffnet.
Auch in persönlicher Hinsicht war meine Zeit in Harvard sehr bereichernd. Ich habe viel über die amerikanische Kultur gelernt und bringe dies nun mit nach Deutschland. Ich werde mich weiter für den transatlantischen Austausch einsetzen und bleibe meiner Gastuniversität und den Vereinigten Staaten sehr verbunden. Im Zuge dessen wurde ich für das Young Leaders-Programm der Atlantik-Brücke e.V. nominiert und hoffe durch auch hier mein transatlantisches Engagement fortführen zu können.
Ich bedanke mich sehr herzlich bei der Fulbright- Kommission, ohne deren Unterstützung nicht zuletzt bei der Visabeantratung mein USA-Aufenthalt in Zeiten der Pandemie bedeutend schwerer geworden wäre.